DIE JUBILÄUMSVERANSTALTUNGEN: 10. RUSSISCHER SCHULJAHRESABSCHLUSS

Das waren die Jubiläumsveranstaltungen: 10. Russischer Schuljahresabschluss

«Последний звонок» am 11./12. Juli 2016 im Ernst Deutsch Theater

TEXT: Mathias Burghardt

FOTOS: Slava Berezovski

Der erste Russische Schuljahresabschluss fand im Jahr 2007 im Rahmen der Feierlichkeiten „50 Jahre Städtepartnerschaft Hamburg – Sankt Petersburg“ statt. In den folgenden Jahren haben insgesamt über 5000 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte aus Grund- und weiterführenden Schulen das Schuljahr feierlich ausgeläutet. Das vielfältige Rahmen- und Bühnenprogramm widmete sich aktuellen deutsch-russischen und zunehmend auch globalen Themen.

Mit dem Motto „AndersSein vereint“, das wir dankenswerterweise von der Initiative www.grenzensindrelativ.de übernehmen durften, sollte beim 10. Russischen Schuljahresabschluss die besondere Bedeutung von Vielfalt und Toleranz in Bildung und Gesellschaft deutlich gemacht werden. Vielfältig zusammengesetzt war dann auch das Publikum in der Abendveranstaltung am Montag, den 11. Juli. Unter den Gästen waren Lehrkräfte aus Kamerun, die sich im Rahmen eines Lehreraustausches des Landesinstituts für Lehrerbildung in Hamburg aufhielten, ein Deutschkurs mit Krankenpflegern aus Spanien, Schülerinnen und Schüler aus Jakutsk, das Theaterprojekt „Theater ohne Grenzen“ aus St. Petersburg, dem Tessin und vom BHH Sozialkontor Hamburg sowie Eltern und Lehrkräfte verschiedener Hamburger Bildungseinrichtungen. Nach einem Grußwort von Herrn Landesschulrat Altenburg-Hack, in dem die Bedeutung von Russisch als Fremdsprache besonders hervorgehoben wurde, folgte zunächst ein kurzer Gastauftritt vom „Theater ohne Grenzen“, dessen Stück „Im Augenblick“ dann am Mittwoch, den 13.7. seine Premiere im Ernst Deutsch Theater feierte. Im Anschluss eroberten über 70 Tänzerinnen und Tänzer der Tanzbrücke Hamburg e.V. mit dem Stück „Das Fundbüro“ zunächst die Bühne und dann die Herzen der Zuschauer.

Die Alltagssituationen, die eine Schülerin auf dem Weg zum Fundbüro erlebt, kommen bekannt vor und regen zum Nachdenken an. Humorvoll, in ruhigen und in sehr lebendigen Szenen begeistern die Tänzerinnen und Tänzer mit hoher künstlerischer Professionalität das Publikum. Die Suche nach der verlorenen Schultasche wird zu einer Suche nach ideellen Werten in unserer Gesellschaft, die jedoch nicht in einem Fundbüro abgeholt werden können. Hier muss jeder einzelne zu einem friedvollen und toleranten Miteinander beitragen. In der Vielfalt und Andersartigkeit liegen die Stärken und Potenziale unserer Gesellschaft. Der Inklusionssong der Initiative „Grenzen sind relativ“, von Katrin Wulff und Volkan Baydar live gesungen und von Mischa Gohlke und Band begleitet, bringt es im Refrain auf den Punkt – „Anders ist normal und anders sein vereint, wir wollen einfach Mensch sein“. Die Wirkung des eindrucksvollen und bewegenden Videos im Hintergrund wurde noch verstärkt durch die Bühnenpräsenz der Tänzerinnen und Tänzer der Tanzbrücke Hamburg.

Zur Jubiläumsveranstaltung am Dienstag, den 12. Juli kamen dann über 700 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte aus Hamburg und Umgebung, unter ihnen auch einige IVK-Klassen mit Kindern aus ganz verschiedenen Ländern. Auf dem Platz vor dem Theater gab es Live-Musik der Mischa Gohlke Band mit der Sängerin Katrin Wulff, dem Sänger Volkan Baydar, dem Bassisten Rico Bowen und dem Violinisten Chris Drave, der auch einige Solostücke spielte.

Auf vorbereiteten Leinwänden konnten die Schüler ihre eigenen Gedanken zum Motto “AndersSein vereint“ künstlerisch darstellen. Die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch machte die russische Sprache und Russland erspielbar und am Stand vom BHH Sozialkontor konnten sich die Schüler beim Dosenwerfen mit Handicap ausprobieren. Es war insgesamt ein buntes und vielfältiges Programm.

Im Foyer waren die Wettbewerbsbeiträge zum Motto ausgestellt. Teilgenommen haben die Stadtteilschule Bergedorf, die IVK-Klasse der Gyula Trebitsch Schule, die Gretel Bergmann Schule, der Kunstkurs der Tanzbrücke Hamburg und das Austauschprojekt Hamburg-Jakutsk mit Schülern vom Walddörfer Gymnasium, vom Gymnasium Buckhorn, von der Gyula Trebitsch Schule und vom Sacha-Gymnasium Jakutsk. Die Plakate und Collagen waren ebenso kreativ wie ausdrucksstark, „AndersSein vereint“ wurde im interkulturellen und inklusiven Kontext verarbeitet. Das Bühnenprogramm wurde wie bereits im vergangenen Jahr von den Gastschülern aus Jakutsk eröffnet. Die exotischen Klänge der Maultrommel (Chomus), der jakutische Gesang und der traditionelle Tanz begeisterten in ihrer Andersartigkeit die Zuschauer im ausverkauften Ernst Deutsch Theater.

Die Tänzerinnen und Tänzer der Tanzbrücke Hamburg mit ihrer Bühnenpräsenz und Professionalität zogen dann auch die Schülerinnen und Schüler in ihren Bann und das ist bei der Bandbreite des Publikums von Klasse 1 bis Klasse 12 nicht selbstverständlich. Besonders beeindruckend war die gespannte Atmosphäre in den ruhigen Szenen. Man hatte den Eindruck, dass sich auch die Schüler in der einen oder anderen Situation wiedererkannt haben. Mit dem Inklusionssong geht dann der 10. Russische Schuljahresabschluss in einer freudig-nachdenklichen Stimmung zu Ende. Im Foyer warten wie bereits in den vergangenen Jahren die vom Generalkonsulat der Russischen Föderation gestifteten leckeren Piroggen, die in wenigen Minuten ihre Abnehmer gefunden haben. Die Freude über das Erlebte und die Vorfreude auf die bevorstehenden Ferien ist allen ins Gesicht geschrieben.

Es erfüllt mich mit Freude, dass dieses aus einer spontanen Idee entstandene Veranstaltungsformat zum Schuljahresende seit 10 Jahren Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte unterschiedlicher Schulen im Ernst Deutsch Theater zusammenführt. Ich danke Frau Vértes-Schütter und dem gesamten Team des Theaters für die gute Zusammenarbeit in der Vorbereitung und Durchführung und der Tanzbrücke Hamburg e.V. unter der Leitung von Natalia Dergatcheva für das immer wieder beeindruckende Bühnenprogramm. Katrin Wulff, Mischa Gohlke und Band haben bereits zum zweiten Mal die Veranstaltung musikalisch und inhaltlich bereichert – herzlichen Dank. Mein Dank gilt auch der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und dem Russischen Generalkonsulat für die finanzielle Unterstützung und dem BHH Sozialkontor für die Teilnahme am Vorprogramm.

Abschließend danke ich allen Lehrkräften, die seit vielen Jahren mit ihren Lerngruppen zum Ausläuten des vergangenen Schuljahres ins Ernst Deutsch Theater kommen und wünsche allen ein erfolgreiches neues Schuljahr.

Der 11. Russische Schuljahresabschluss findet am 11. Juli 2017 statt. Man sieht sich!

Ihr Mathias Burghardt